Gesundheitsregion EUREGIO will Digitalisierung für gesundheitliche Versorgung nutzen

Gesundheitsregion EUREGIO will Digitalisierung für gesundheitliche Versorgung nutzen

Stegemann: „Digitalisierung der gesundheitlichen Versorgung in ländlichen Räumen nutzen“

Berlin. Der Bundestag hat am Donnerstag mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD ein Gesetz für mehr Digitalisierung im Gesundheitswesen beschlossen. Das sogenannte Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sieht eine Reihe von Maßnahmen vor und soll die Versorgung so signifikant verbessern.  „Die Digitalisierung bietet große Chancen für unser Gesundheitswesen“, begrüßt der CDU-Bundestagsabgeordnete Albert Stegemann den gestrigen Beschluss.

Die Digitalisierung ist in unserem Alltag nicht mehr wegzudenken: Online-Banking, kontakt-loses Bezahlen beim Einkaufen, Urlaubsbuchungen im Internet, OpenR@thaus-Angebote, elektronische Steuererklärungen, Sprach- und Videoanrufe per App oder der Abruf und das Teilen von Dateien und Fotos im Netz. Nun soll auch das deutsche Gesundheitswesen von den technischen Möglichkeiten profitieren.

Patientinnen und Patienten sollen künftig Gesundheits-Apps auf Kassenrezept nutzen können. Diese erinnern beispielsweise an die pünktliche Einnahme von Medikamenten oder helfen dabei, Blutzuckerwerte zu dokumentieren. Voraussetzung ist eine erfolgreiche Prüfung auf Datensicherheit, Datenschutz und Funktionalität. Ebenso wird es für Patienten leichter möglich sein, Onlinesprechstunden von Ärzten zu nutzen. Der Deutsche Ärztetag hatte 2018 den Weg für Telemedizin geebnet, indem er das Fernbehandlungsverbot lockerte. Die elektronische Patientenakte soll möglichst bald flächendeckend eingeführt werden. Des Weiteren werden Apotheken und Kliniken verpflichtet, sich an die sogenannte Telematik-Infrastruktur anzuschließen, über die die Gesundheitsdaten dann nahtlos weitergegeben werden können. Daten sollen digital erfasst, der Betrieb digital verwaltet, Arztbriefe per Mail übermittelt werden. Arztpraxen und Kliniken sollen so künftig weitestgehend ohne Papier arbeiten können. Hebammen und Physiotherapeuten sowie Pflege- und Rehabilitationseinrichtungen können sich freiwillig an das Datennetz anschließen lassen. Damit die Forschung künftig Gesundheitsdaten besser nutzen kann, wird eine zentrale Gesundheits-datenbank geschaffen. In ihr sollen – pseudonymisiert – die Informationen von 73 Millionen gesetzlich Versicherten erfasst werden: Personendaten wie Alter und Geschlecht, Informationen zum Versicherungsverhältnis, zum Leistungsbezug und zum Gesundheitsstatus. Die Daten können laut DVG nur von Behörden, Forschungseinrichtungen oder Universitätskliniken genutzt werden. Die Industrie wird als Nutznießerin nicht erwähnt.

„Die nun beschlossenen Maßnahmen können einen erheblichen Beitrag dazu leisten, die gesundheitliche Versorgung in der Fläche zu sichern“, ist sich Stegemann sicher und verspricht sich durch die neuen gesetzlichen Regelungen eine dauerhaft bessere Versorgung für Patienten auch im Emsland und der Grafschaft.

„Es wird höchste Zeit, dass die Gesundheitsversorgung in Deutschland digitaler und damit patientenfreundlicher wird. Wir freuen uns über den politischen Rückenwind aus Berlin“, so Thomas Nerlinger, Geschäftsführer, Vorstand und Projektleiter bei der Gesundheitsregion EUREGIO und ergänzt: „Wir haben mit unseren 170 Vereinsmitgliedern schon vor Jahren die Chance der Digitalisierung bei der Lösung der Versorgungsprobleme in unserer ländlichen Region in den Blick genommen. So starteten wir in 2015 das Projekt Dorfgemeinschaft 2.0. Hinzu kam vor einem Jahr das Projekt Apotheke 2.0. Vor einem Monat der Projektstart unseres vierjährigen Projektes Regionales Pflegekompetenzzentrum (ReKo) beim länderübergreifenden Gesundheitsgipfel vor knapp 300 Gästen im Beisein von Gesundheitsminister Spahn und MdB Albert Stegemann. Nun haben wir die Chance, bürokratische Hürden abzubauen, die Patientenrechte zu stärken und Innovationen zu nutzen. Faxe, Rezepte, Arztbriefe und Krankmeldungen auf Papier gehören somit hoffentlich bald der Vergangenheit an. Mit unseren Projektleuchttürmen sind wir länderübergreifend Vorreiter unserer Region und untersuchen darüber hinaus die positiven Effekte der Digitalisierung durch unsere Forschungspartner.“

Dem stimmt Christoph Almering, Vorstandsmitglied der Gesundheitsregion EUREGIO und Geschäftsführer des EUREGIO-Zweckverbandes mit 129 Kommunen und deren 3,4 Millionen Einwohnern zu: „Ohne Digitalisierung und ohne telemedizinische Instrumente werden wir die Versorgung der Menschen dauerhaft nicht mehr hinbekommen. Das wissen alle. Wir sollten die Chancen, die es gibt und die uns das neue DVG bietet, nutzen, und wir sollten uns in unserer Region noch stärker über die Grenze hinweg austauschen, weil wir gerade auf dem Gebiet der Gesundheit und der Medizin enorm voneinander profitieren können.“

„Die Forschung erhält künftig ganz neue Möglichkeiten durch Längsschnittanalysen, durch Analysen von Behandlungsabläufen oder dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Big Data zu fundierteren Erkenntnissen zu gelangen und so bspw. Krankheitsverläufe und die Wirkung von Therapien sowie das Entstehen von Folgeerkrankungen bei Patienten mit chronischen Krankheiten wie z.B.  bei den mehr als 6 Millionen Diabetikern in Deutschland besser zu verstehen. Zudem können wirksamere und personalisierte Therapiemöglichkeiten entwickelt werden sowie Krankheiten präziser und schneller diagnostiziert werden“, freut sich Prof. Dr. Frank Teuteberg, Leiter des Fachgebiets Unternehmensrechnung und Wirtschaftsinformatik an der Universität Osnabrück über das Digitale-Versorgung-Gesetz. „Datenschutz und Ethik dürfen wir dabei aber nicht aus dem Auge verlieren“, ergänzt Prof. Teuteberg. „Für unsere aktuellen Projekte ReKo, Apotheke 2.0 sowie Dorfgemeinschaft 2.0 ist das DVG eine große Erleichterung, für zukünftige Projekte insbesondere im Bereich Künstlicher Intelligenz, Big Data und Präzisionsmedizin sowie der Entwicklung digitaler Ökosysteme zur sektorenübergreifenden Vernetzung der Akteure in der Gesundheitsversorgung ergeben sich so ganz neue Möglichkeiten.“

Weitere Informationen unter:

www.gesundheitsregion-euregio.eu

www.dorfgemeinschaft20.de

www.apotheke20.de

www.rekopflege.de

Dorfgemeinschaft 2.0 präsentiert erstmals Virtuellen Dorfmarktplatz (VDM)

Dorfgemeinschaft 2.0 präsentiert erstmals  Virtuellen Dorfmarktplatz (VDM)

Am 01. Oktober war es endlich soweit, die Dorfgemeinschaft 2.0 präsentierte erstmals dem Fachpublikum ihren Virtuellen Dorfmarktplatz auf dem „Länderübergreifenden Gesundheitsgipfel“ im Nordhorner NINO – HOCHBAU.

Mit Unterstützung und wissenschaftlicher Expertise der Mitarbeiter des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und Unternehmensrechnung des Projektpartners Universität Osnabrück, wurde den interessierten Teilnehmern eine Live – Präsentation der Funktionalitäten und Widgets dieser zukünftig von den Bürgerinnen und Bürgern genutzten Kommunikations- und Informationsplattform vorgeführt. Der Projektpartner ENO Telecom GmbH und die Firma Expert aus Nordhorn haben für diesen Anlass ein „Megapad“ (siehe Foto) als Leihgerät zur Verfügung gestellt. Durch diesen Präsentationsbildschirm war kein weiterer Laptop nötig, da der smarte Fernseher über eine Internet- und Touchfunktion verfügt, sodass jegliche Anwendungen direkt am Bildschirm gezeigt werden konnten.

Im Zuge des Forschungsprojektes Dorfgemeinschaft 2.0, werden eine oder mehrere Pilotkommunen in der Modellregion Grafschaft Bentheim / Südliches Emsland mit der praktischen Umsetzung und Erprobung des VDM eingebunden. Wichtig bei der praktischen Erprobung ist es, dass es den Bürgerinnen und Bürgern ohne große technische Vorkenntnisse möglich ist, den VDM nutzen zu können. Ziel dieser Plattform ist es die Dorfgemeinschaft mit digitalen Angeboten zu verbinden und somit den Zusammenhalt und die Kommunikation in der Dorfgemeinschaft zu stärken. Der VDM ist mit den vier Lebensräumen: Gesundheit & Pflege, Mobilität, Versorgung und Wohnen der Dorfgemeinschaft 2.0 abgebildet. Externe Anbieter wie zum Beispiel, Vitabook, I.T. Out mit ihrem Widget „Mein Zuhause“ und die Deutsche Arzt AG, präsentieren sich mit ihren Widgets ebenfalls auf dem VDM und schaffen somit eine Transparenz zwischen den einzelnen Lebensräumen. Weitere Funktionen wie zum Beispiel, ein „Dorffunk“ oder „ein schwarzes Brett“ befinden sich noch in der Umsetzungsphase.

Nach einer Ausarbeitung einer Kommunikations- und Launch Strategie und einer umfassenden Service- und Beratungsstruktur soll der virtuelle Dorfmarktplatz in den kommenden sechs Monaten in Zusammenarbeit mit den Pilotkommunen der Dorfgemeinschaft 2.0 erprobt und im Anschluss evaluiert werden.

Initiative e-CROSS GERMANY bietet Zusammenarbeit an

Initiative e-CROSS GERMANY bietet  Zusammenarbeit an

Die Initiative e-CROSS GERMANY will Menschen für emissionsfreie Mobilität begeistern, innovative Lösungsansätze zeigen, Akteure miteinander vernetzen und Kreativität fördern. Eine anspruchsvolle Mission soll so Realität werden: „Wir schaffen elektromobile Glücksmomente, die Menschen für emissionsfreie Mobilität und einen nachhaltigen Lebensstil begeistern. So treiben wir die Verbreitung von Elektromobilität voran und leisten einen Beitrag zum Ressourcen- und Klimaschutz und der Luftreinheit“, so heißt es auf der Website. Dass die Initiative im allgemeinen Bewusstsein der Menschen angekommen ist, zeigt das große Interesse an den Tagen der Elektromobilität, die am 08./09.09.2019 zum achten Mal an der Rheinuferpromenade in Düsseldorf veranstaltet wurde. So berichtet ausführlich die Rheinische Post

Auf besonderes Interesse stießen die Megatrends Elektromobilität, autonomes und vernetztes Fahren, e-Bikes, Digitalisierung, Smart & Living, erneuerbare Energien & Speicher & Blockchain. Anbieter und Hersteller nutzten die Möglichkeit, die Menschen über die Vorzüge und Möglichkeiten von elektrischer Mobilität zu informieren.

Hinter der Initiative steht Organisator Jens Ohlemeyer – ein engagierter Gymnasiallehrer aus Bielefeld. Dorf 2.0-Projektleiter Thomas Nerlinger hatte auf den Tagen der Elektromobilität in Düsseldorf die Gelegenheit zum Gespräch, um die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zwischen e-CROSS GERMANY und dem Dorf 2.0-Team im Lebensraum „Mobilität“ im Sinne eines möglichen Transfers auszuloten.

Lieber Jens, Ihr habt am letzten Wochenende kurz vor dem IAA-Start Eure e-CROSS GERMANY in Düsseldorf veranstaltet mit einer großen e-Rallye, e-Bike Tour und e-Mobil Ausstellung am Rheinufer. Wie ist die aktuelle Stimmung in der eMobilitätsszene und welche Prognose wagst Du für den künftigen Erfolg?

Die Stimmung unter Elektromobilisten ist gut und hoffnungsvoll, denn es herrscht Aufbruchstimmung. Die großen Volumenmodelle, wie der VW ID.3, stehen in den Startlöchern und die 70 Teams der e-CROSS GERMANY e-Rallye zeigen mit ihren Elektrofahrzeugen, die zum Teil bereits über 300.000 km auf dem Tacho haben, dass Elektromobilität im Alltag, auch auf längeren Strecken möglich ist.


Die e-Bike Tour präsentiert eindrucksvoll den ganzheitlichen Ansatz der e-CROSS GERMANY, dass auf das Auto auf Kurz- und Mittelstrecken vielfach verzichtet werden kann und das Fahrrad oder e-Bike in der Stadt und beim Pendeln zur Arbeitsstelle das intelligentere Verkehrsmittel ist, welches weniger Verkehrsraum einnimmt, emissionsfrei ist und die Gesundheit fördert. Firmen, wie z. B. die www.pangaea-life.de, die mit acht Teams den Firmen-Cup mit den meisten Teams bei der e-CROSS GERMANY e-Rallye gewonnen haben oder www.versatio-software.de, die beim Firmencup Platz eins im Rallye-Ranking belegt haben, nutzen die e-CROSS GERMANY als Präsentationsplattform für ihre Nachhaltigkeits- und Mobilitätsstrategien und motivieren mit ihrem Einsatz andere Firmen, den Schalter umzulegen auf emissionsfreie, intelligente und vernetzte Mobilität.

Die e-CROSS GERMANY Tage der Elektromobilität in Düsseldorf mit über 15.000 Besucherinnen und Besuchern haben die Menschen an zwei Tagen elektrisiert für emissionsfreie Mobilität. Im Test Drive Center standen am Samstag und Sonntag vom e-Roller, über das e-Motorrad bis zu kompakten e-Fahrzeugen, wie dem e.GO Life und Nissan LEAF, und Oberklassewagen, wie dem Jaguar I-PACE, viele e-Fahrzeuge für Probefahrten zur Verfügung, im e-Forum konnten alle Fragen rund um Elektromobilität und vernetzte Mobilität diskutiert und beantwortet werden und an den zahlreichen Ständen der Aussteller war Elektromobilität live zu erleben.

Im nächsten Jahr findet die e-CROSS GERMANY NRW vom 22. – 23.08.2020 statt und viele Aussteller und Teams haben bereits jetzt fix für Düsseldorf zugesagt. Wir werden die Veranstaltung zu einem Mobilitätsfestival ausbauen und ich blicke sehr optimistisch auf das kommende Jahr und freue mich auf eine spannende Veranstaltung, u.a. mit großartigen Inspirationen im Rahmen unserer Aktion „Meine grünste Idee für Düsseldorf und NRW“.

 

Wie beurteilst Du hierbei die Aussichten für den ländlichen Raum?

Im ländlichen Raum bietet Elektromobilität mit zukünftig autonom oder teil-autonom fahrenden eBus-Systemen große Möglichkeiten, den ÖPNV zu stärken und die Mobilität von Menschen entscheidend zu erhöhen. Viele Gemeinden verfügen über gemeinschaftliche Sharing-Systeme für Dorf Elektrofahrzeuge mit e-Autos, e-Rollern und e-Bikes. Im ländlichen Raum kann erneuerbare Energie aus Wind, Sonne und Biomasse für Elektromobilität direkt vor Ort erzeugt werden und genutzt werden. Viele Dorfgemeinschaften und Regionen erzeugen mehr Energie als sie verbrauchen und sie versorgen die urbanen Ballungsräume mit Energie für das tägliche Leben und die Mobilität in Städten. Deswegen spielt der ländliche Raum eine entscheidende Rolle bei der Energie- und Verkehrswende.

 

Welche Chancen siehst Du in einer Zusammenarbeit zwischen Eurer Initiative e-CROSS GERMANY und unseren Projektaktivitäten Dorfgemeinschaft 2.0 mit dem Lebensraum Mobilität?


Für die Zusammenarbeit zwischen der e-CROSS GERMANY und den Projektaktivitäten Dorfgemeinschaft 2.0 mit dem Lebensraum Mobilität unter Koordination der Gesundheitsregion EUREGIO sehe ich große Chancen einer inspirierenden und innovativen Kooperation. Mit den Formaten der e-Rallye, der e-Bike Tour, der e-Mobil Ausstellung mit Probefahrten, dem e-Forum und einem Ideen-Wettbewerb für die besten Ideen rund um Mobilität und Nachhaltigkeit können viele Menschen und Firmen adressiert, aktiviert und inspiriert werden für eine gemeinschaftliche Zusammenarbeit für mehr Klima- und Umweltschutz in der Region und eine vernetzte, intelligente und emissionsfreie Mobilität zum Schutz unserer Umwelt und unserer Ressourcen im Hier und Jetzt und für zukünftige Generationen. Vielleicht ergibt sich in 2020 die Möglichkeit für eine gemeinsame Veranstaltung in der Modellregion Grafschaft Bentheim/Südliches Emsland unter Beteiligung interessierter Akteure. Ich würde mich freuen.

Fotos: Jens Ohlemeyer

„Dorfgemeinschaft 2.0 ein professionelles Netzwerk“

„Dorfgemeinschaft 2.0 ein professionelles Netzwerk“

Samtgemeindebürgermeisterin Kösters begrüßt Forschungsteam

Am 04.09.2019 traf sich das Projektkonsortium der Dorfgemeinschaft 2.0 im Haus Ringerbrüggen in Emlichheim. In der „guten Stube“ der Samtgemeinde Emlichheim fand das Quartalstreffen des Forschungsprojektes statt, welches sich alle drei Monate zusammenfindet. „Ich verstehe Dorfgemeinschaft 2.0 als ein Netzwerk von Experten in Bezug auf pflegerische und versorgungstechnische Fragen,“ so die Samtgemeindebürgermeisterin Daniela Kösters im Zuge ihrer Begrüßung.

Thomas Nerlinger, Projektleiter und Initiator der Dorfgemeinschaft 2.0, bedankte sich für die Gastfreundschaft und die hohe Einsatzbereitschaft bei der Samtgemeinde Emlichheim. „Geben Sie diesen Dank bitte auch an Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter,“ so Nerlinger. Das Forschungsprojekt Dorfgemeinschaft 2.0 hat in dem Satellitenstützpunkt Emlichheim den Schwerpunkt auf das Thema Pflege gesetzt. Prof. Dr. Stefanie Seeling (Pflegewissenschaft an der Hochschule Osnabrück, Campus Lingen) und die wissenschaftliche Mitarbeiterin Britta Blotenberg haben zusammen mit dem Mehrgenerationhaus Senfkorn und dem Team des Mehrgenerationenhauses Senfkorn neue Strukturen in der pflegerischen Versorgung geschaffen. Hierbei werden präventive Hausbesuche bei 75 Probanden durchgeführt und Aufklärungsgespräche abgehalten, um die stationäre Pflege so weit wie möglich nach hinten zu verlagern.

Nach der Begrüßung stellte Pascal Meier (Wirtschaftsinformatiker der Universität Osnabrück) den Anwesenden den virtuellen Dorfmarktplatz vor, der den Pilotkommunen im Rahmen einer Erprobung und wissenschaftlichen Evaluation zur Verfügung gestellt werden wird.

Dieser wird beispielsweise für die Samtgemeinde Emlichheim personalisiert bereitgestellt, sodass registrierte Nutzer künftig die eingestellten Neuigkeiten aus der Samtgemeinde abrufen und zeitgleich interaktiv mit anderen Bürgerinnen und Bürgern in Kontakt treten können. Des Weiteren wird eine Chatfunktion angeboten und eine Nutzung des vom Verbundpartner Eno telecom GmbH & IT Out GmbH entwickelten Widgets (Widget = App) „Mein Zuhause“ wäre im Rahmen einer Testphase nutzbar.

Dabei sollen Sensoren im Haus über Aktivitäten informieren und somit Abnormalitäten aufdecken. Zudem könne durch die SmartHome-Technologie Menschen mit Einschränkungen und deren Angehörigen mehr Sicherheit gegeben werden. Das SmartHome Starter Set „Mein Zuhause“ ist hier unterstützend tätig und informiert über ein Ereignismanagement die zuvor definierten Personen bzw. Angehörigen über auftretende Unregelmäßigkeiten. Diese Entwicklung aus dem Forschungsprojekt Dorfgemeinschaft 2.0 heraus ist als App konfiguriert und somit auf allen Endgeräten nutzbar, um Sensorik im Haus zu nutzen und gleichzeitig alle Angehörigen über die Aktivitäten zu informieren. „Ein niederschwelliges Angebot ist wichtig, um die älterwerdende Bevölkerung und Angehörigen bedarfsgerecht abzuholen,“ betonte Jonas Roosmann. So kann zum Beispiel erkannt werden, ob z.B. mein Vater aus dem Bett gestiegen ist oder nicht, seinen gewohnten Lebensrhythmus wie Bad aufsuchen, frühstücken, Wohnbereich aufsuchen oder Haus verlassen für Spaziergang oder Einkäufe verfolgt. Abweichungen hiervon können in Eskalationsstufen von ganz gering „Sohn/Tochter automatisch um Rückruf bitten“ bis hin zum automatischen anfordern des Notarztes, Krankenwagens z.B. bei Sturz gesteuert werden. Dadurch kann eine schnelle Hilfe ohne Aktion des Betroffenen gewährleistet werden und bietet höhere Sicherheit für die zu Hause Lebenden, aber auch für die Angehörigen.

Am 01.10.2019 soll der virtuelle Dorfmarktplatz zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Dies erfolgt auf dem Stand des Forschungsprojektes Dorfgemeinschaft 2.0 auf der Begleitmesse des „Länderübergreifenden Gesundheitsgipfels: Regionales Pflegekompetenzzentrum – Potenziale gemeinsam heben“, welcher am 01.10.2019, ab 9.00 Uhr im NINO HOCHBAU Kompetenzzentrum Wirtschaft in Nordhorn stattfinden wird. Interessierte sind herzlich eingeladen.
Hier geht es zur Anmeldung

Projektpartner hält Vortrag auf Fachtag der LINGA in Hannover

Projektpartner hält Vortrag auf Fachtag der LINGA in Hannover

I.T. Out GmbH präsentiert SmartHome Starter Set „Mein Zuhause“

Hannover. In der vergangenen Woche wurde unser Projektpartner I.T. Out GmbH des Forschungsprojektes Dorfgemeinschaft 2.0 zu dem Fachtag der Landesinitiative Niedersachsen Generationengerechter Alltag (LINGA) eingeladen. Nach einem Impulsvortrag des Geschäftsführers des Innovationszentrums Niedersachsens, Dr. Maik Plischke zum Thema soziale Innovationen betrat die stellvertretende Vorsitzende der 8.Altersberichtskommission der Bundesregierung, Junior-Prof. Dr. Claudia Müller die Bühne. Hierbei ging sie auf die Zielsetzung des 8.Altersberichtes ein, der sich mit dem Thema „Ältere Menschen und Digitalisierung“ beschäftigen wird. Dieser soll im November diesen Jahres in Berlin vorgestellt werden. Nach den Impulsvorträgen waren vier Fachforen durchgeführt worden. Hans-Peter Nickenig, als Geschäftsführer der I.T. Out GmbH, war als Referent in dem Forum: „Gesundheit, Altern und Digitalisierung“ Ressortübergreifend betrachtet“ eingeladen worden. Die Dorfgemeinschaft 2.0 befasst sich inhaltlich mit den vier definierten Lebensräumen: Gesundheit & Pflege, Mobilität, Versorgung und Wohnen. Gerade der Bereich Wohnen spielt hier eine entscheidende Rolle, da die Firma I.T. Out GmbH in Verbindung mit der ENO telecom GmbH ein SmartHome Starter Set „Mein Zuhause“ präsentierte. „Ziel dieses Produktes ist es den älteren Menschen ein möglichst langes Leben in ihren eigenen vier Wänden zu ermöglichen,“ so Hans-Peter Nickenig. Dabei sollen Sensoren im Haus über Aktivitäten informieren und somit Abnormalitäten aufdecken. Zudem könne durch die SmartHome-Technologie Menschen mit Einschränkungen und deren Angehörigen mehr Sicherheit gegeben werden. Das SmartHome Starter Set „Mein Zuhause“ ist hier unterstützend tätig und informiert über ein Ereignismanagement die zuvor definierten Personen bzw. Angehörigen über auftretende Unregelmäßigkeiten. Diese Entwicklung aus dem Forschungsprojekt Dorfgemeinschaft 2.0 heraus ist als App konfiguriert und somit auf allen Endgeräten nutzbar, um Sensorik im Haus zu nutzen und gleichzeitig alle Angehörigen über die Aktivitäten zu informieren. „Ein niederschwelliges Angebot ist wichtig, um die älterwerdende Bevölkerung und Angehörigen bedarfsgerecht abzuholen,“ betonte Jonas Roosmann. So kann zum Beispiel erkannt werden, ob z.B. mein Vater aus dem Bett gestiegen ist oder nicht, seinen gewohnten Lebensrhythmus wie Bad aufsuchen, frühstücken, Wohnbereich aufsuchen oder Haus verlassen für Spaziergang oder Einkäufe verfolgt. Abweichungen hiervon können in Eskalationsstufen von ganz gering „Sohn/Tochter automatisch um Rückruf bitten“ bis hin zum automatischen anfordern des Notarztes, Krankenwagens z.B. bei Sturz gesteuert werden. Dadurch kann eine schnelle Hilfe ohne Aktion des Betroffenen gewährleistet werden und bietet höhere Sicherheit für die zu Hause Lebenden, aber auch für die Angehörigen. Zielsetzung ist es selbst zu entscheiden, welche Bedingungen für das eigene glückliche und sichere Leben in „meinem smarten Zuhause“ wirken sollen. Nachdem die Fachforen beendet waren, sprach die Niedersächsische Sozialministerin Dr. Carola Reimann ein Grußwort an die anwesenden Gäste und warb für eine intersektorale Zusammenarbeit. Gerade hierdurch werden Innovationen gefördert, betonte die Ministerin. Frau Ann-Kathrin Kempter von der Digitalagentur Niedersachsen machte deutlich, dass gerade die Nachhaltigkeit von Projekten mehr in den Vordergrund gerückt werden sollte, um die Ergebnisse aus den einzelnen Projekten auch langfristig zu sichern.

Vortrag zum Lebensraum Wohnen in Papenburg

Vortrag zum Lebensraum Wohnen in Papenburg

Selbstbestimmtheit und Sicherheit stehen im Vordergrund

Viele ältere Menschen stehen irgendwann vor der Frage, wie können wir noch möglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen? Welche Dienstleistungen oder Produkte müssen genutzt werden, um dieses Ziel zu erreichen? Welche baulichen Maßnahmen müssen gegebenenfalls angeschoben werden?

Mit diesen Fragen hat sich ein Vortrag des wissenschaftlichen Mitarbeiters der Dorfgemeinschaft 2.0, Jonas Roosmann, in Zusammenarbeit mit dem Koordinator 50+ der Gemeinde Spelle und der Wohnberaterin des Landkreises Emsland, Kerstin Knoll, in Papenburg befasst. Die Leiterin des Seniorenstützpunktes im Landkreis Emsland ging zu Anfang auf mögliche niederschwellige Umbaumaßnahmen in Bestandsimmobilien ein. So sollte bereits die Eingangstür ohne Stufen passierbar sein und zwei Handläufe an der Treppe wichtig, um die Sturzgefahr zu reduzieren. „Barrierefreiheit für Kinderwagen unterscheidet sich nicht wesentlich von der Barrierefreiheit im Alter,“ so die Expertin und rät auch jungen Menschen im Bau die Leistungen der Wohnberatungen in Anspruch zu nehmen. Herbert Schweer erläuterte in seinem Impulsvortrag den Kreativ- und Beteiligungsprozess der Gemeinde Spelle zum Thema „Wohnen im Alter – Wohnen mit Zukunft“. Zusammenfassende Ergebnisse aus diesem Prozess heraus waren soziale Teilhabe durch Nachbarschaften oder regelmäßigen Treffen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Wunsch nach Sicherheit in den eigenen vier Wänden. Hier referierte Jonas Roosmann über die neuen technologischen Möglichkeiten des umgebungsunterstützenden Lebens oder auch „Ambient Assisted Living“ kurz AAL genannt. „Ziel ist es das selbstbestimmte Leben zu sichern und durch moderne Gebäudesystemtechnik assistierende Systeme bereitzustellen und zu vernetzen, die das tägliche Leben situationsbedingt und aufdringlich unterstützen,“ so der wissenschaftliche Mitarbeiter. Hierbei wurde die herzliche Einladung nach Nordhorn ausgesprochen, um sich in einer 85m2 großen Musterwohnung der Firma ENO alle Möglichkeiten der Smart Home-Technologie anzuschauen.

Quelle: Ems-Zeitung

„Dorfladen Ohne“ ist gegründet

„Dorfladen Ohne“ ist gegründet

Genossenschaftliches Modell trifft auf breite Zustimmung

Am 17.06.2019 war es soweit: Die „Dorfladen Ohne UG“ hat sich gegründet. An diesem Abend waren 94 Interessierte ins Schützenhaus nach Ohne gekommen, um sich über die aktuellen Entwicklungen des Dorfladens in Ohne zu informieren. Neben Einwohnern aus Ohne waren auch Bewohner der Nachbargemeinden Klein-Haddorf, Haddorf, Bilk und weiteren Nachbarkommunen vertreten. Das durch das Amt für regionale Landesentwicklung mit 500.000€ geförderte und durch die Zusammenarbeit mit dem Forschungsprojekt Dorfgemeinschaft 2.0 in Gang gesetzte Dorfladen-Projekt wurde nun konkretisiert.

Insgesamt soll am Standort Schüttorfer Straße/Bentheimer Diek eine Verkaufsfläche von 125 Quadratmetern entstehen, welches ein Café mit 25 Quadratmetern beinhaltet und separat geöffnet werden kann. „Wir wollen unsere ländlichen Strukturen erhalten. Hierfür benötigen wir eine solide Infrastruktur, wie z.B. einen Dorfladen,“ so die Bürgermeisterin Charlotte Ruschulte. Der Unternehmensberater Wolfgang Gröll vom Dorfladen-Netzwerk, der das Ohner Projekt gemeinsam mit der Dorfgemeinschaft 2.0 begleitet, nannte die Vorteile des genossenschaftlichen Gedankens: „Jeder hat nur eine Stimme, egal ob man 300€ oder 3000€ einzahlt,“ so der Experte. Bei der Gründungsveranstaltung votierten alle 94 Anwesenden für eine Bürgergenossenschaft auf der Basis einer haftungsbeschränkten und stillen Unternehmensgesellschaft (UG). Direkt am Anschluss der Gründungsveranstaltung wurde die erste Gesellschafterversammlung abgehalten, bei der im Vorfeld Anteile mit einem Mindestwert von 300€ gezeichnet werden konnten. 79 Anwesende beteiligten sich direkt an diesem Projekt mit einem Finanzvolumen von 26.800€. „Das ist ein gutes Zeichen und zeigt, dass die Ohner hinter dieser Idee stehen,“ so der wissenschaftliche Mitarbeiter des Forschungsprojektes Dorfgemeinschaft 2.0, Jonas Roosmann.

Digital Brücken bauen – bis zu jeder Milchkanne

Digital Brücken bauen – bis zu jeder Milchkanne

Interview

Das Forschungsprojekt „Dorfgemeinschaft 2.0“ hilft Gemeinden beim demografischen Wandel. Ihr Leiter Thomas Nerlinger über digitale Brücken in die Zukunft.

Herr Nerlinger, was ist der Kern Ihrer Mammut-Aufgabe?

Thomas Nerlinger: Moderne Technologien unterstützen unsere Lebenswelt sinnvoll. Deshalb bringen wir die Technik zum Menschen – er steht bei uns im Mittelpunkt.

Demographische Wandlungsprozesse gefährden zunehmend Versorgungsgefüge – familiär, institutionell und lokal. Was gilt es zu bedenken? 

Wir sollten die Chancen der Digitalisierung für die Bewältigung der Probleme richtig nutzen. Kommunen stehen unter erhöhtem Wettbewerbsdruck. Das Ungleichgewicht wächst: Dörfer verlieren, Metropolen gewinnen, unter anderem mit attraktiven Unternehmen und freien Arbeitsplätzen. Gemeinden müssen daher schneller auf Marktveränderungen und Bürgerwünsche reagieren – und das bei finanziell begrenztem Spielraum. 

Was ist konkret zu tun? 

Die Digitalisierung baut Brücken zwischen Akteuren, die weit voneinander entfernt sind. Sie hilft, den Anschluss an die rasant wachsende Globalisierung zu behalten. Voraussetzung sind allerdings bezahlbare Zugänge, ein schnelles Glasfaser-Internet und flächendeckender Mobilfunk – idealerweise bis zu jeder Milchkanne. Gerade hier sehe ich die ländlichen Regionen stark benachteiligt. Da ist die Politik gefragt. 

Schildern Sie uns eine konkrete Erkenntnis Ihrer bisherigen Arbeit…

Viele wollen solange wie möglich in der eigenen Wohnung leben. Das ergab in der ersten Projektphase unsere 50-Plus-Befragung in der Grafschaft Bentheim. Gerade auf dem Land gibt es traditionell gewachsene Strukturen, der Austausch über Leid und Freude findet im Vereins- und Kirchenleben sowie im Ehrenamt statt – durch Digitalisierungsmöglichkeiten wird all das ergänzt. Sie helfen ein selbstbestimmtes Leben sowohl in Gemeinschaft und in den eigenen vier Wänden zu führen – bis ins hohe Alter. 

Alter & Digitales – passt das zusammen? 

Technik ist kein Hexenwerk. Ältere Menschen können ihre Hemmschwelle durchs Ausprobieren überwinden. Gerade beim barrierefreien Wohnen helfen uns moderne Technologien. Ein guter Einstieg in die digital assistierte Welt ist beispielsweise ein Hausnotrufsystem – das gibt zudem ein sicheres Gefühl. Auch Tablets bedeuten soziale Teilhabe vom Wohnzimmersessel aus. Sie bieten den Zugang zu Information jeder Art. Entscheidend hierbei: Es muss individuell passen und finanzierbar sein. 

Welchen persönlichen Zugang haben Sie zu diesem komplexen Projekt, was motiviert Sie?

Als mein Vater verstarb, war meine Mutter plötzlich allein. Wegziehen – für sie keine Option. Wie ermöglichen wir ihr aber ein selbstbestimmtes Leben, ohne vor Ort zu wohnen? Tablet und Smartphone helfen uns dabei. Zu unserer Überraschung hat meine Mutter sich schnell in der digitalen Welt zurechtgefunden. Chatten, Videokonferenzen oder Fotos teilen – das gehört selbstverständlich zur Kommunikation und zum Familienleben. Sie ist über vieles schneller informiert als ich. Zu ihrem 82. Geburtstag hat sie ein Sprach-Assistenz-System geschenkt bekommen. Sie startet erste Versuche im „Smart Home“. 

Wie entwickelt sich die „Dorfgemeinschaft 2.0“?

Dynamisch. Durch Vorträge und Konferenzen fließen immer neue Ideen ein. Noch 2019 gehen wir mit unserem virtuellen Dorfmarktplatz in die Erprobungsphase. Auf einer IT-Plattform bieten wir dann interessierten Bürgern in unserer niedersächsischen Modellregion erste Servicedienste über Apps und kleinen Smartphone-Programmen, sogenannten Widgets, an. Darüber lassen sich freie Pflegeplätze buchen, Mobilitätsdienste organisieren, elektronische Gesundheitsakten führen, regionale Produkte aus dem Dorfladen bestellen oder allgemein Gesuche einstellen und Hilfen anbieten. Aus den Ergebnissen eines Workshops mit 40 Akteuren aus Bauwirtschaft und Planung sowie den Bürgern haben wir außerdem eine Broschüre für Kommunen mit konkreten Handlungsempfehlungen aus dem Bereich Wohnen erstellt. Darüber hinaus hat unser Verbundpartner ENO telecom in einem Nordhorner Elektrofachmarkt einen großen Smart-Home-Showroom eröffnet. Vor Ort kann sich jeder die neuen technischen Möglichkeiten erklären lassen. All das zeigt doch, dass sich die Wahrnehmung in den Kommunen bereits verändert hat. 

Was passiert nach dem Projekt? 

Unser Projekt endet im Oktober 2020. Nach Analyse der Forschungsergebnisse werden wir mit all unseren Partnern beraten, ob wir unseren virtuellen Dorfmarktplatz und die digitalen Servicedienste auch anderen Kommunen offerieren. Das hängt davon ab, ob die Bürger die Angebote nachfragen und die Finanzierung gesichert ist. In unserer Gesundheitsregion EUREGIO mit 160 Mitgliedern sind weit über 100 Kommunen grenzüberschreitend in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden zusammengeschlossen. Da gäbe es also viel Potenzial. Für Entscheidungen ist es jedoch zu früh. Zunächst gilt unser Fokus der Entwicklung, Erprobung und Evaluation in unserer Modellregion.  

Quelle: KOMMUNAL 05/2019 
 https://kommunal.de/bruecken-bauen-dorfgemeinschaft-20

Stefanie Goedereis neu im Team der Gesundheitsregion EUREGIO

Stefanie Goedereis neu im Team der Gesundheitsregion EUREGIO

Seit dem 01.05.2019 verstärkt die gebürtige Bentheimerin Stefanie Goedereis, mittlerweile wohnhaft in Lingen, den Projektstab des Forschungsprojektes Dorfgemeinschaft 2.0 beim Verein Gesundheitsregion EUREGIO als wissenschaftliche Mitarbeiterin.

Nach dem erfolgreichen Abschluss ihrer Berufsausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin im Jahr 2011, arbeitet sie seit 8 Jahren im Bonifatius Hospital in Lingen auf einer peripheren Akutstation. Stefanie hat während ihrer beruflichen Praxis, ein Bachelorstudium der Pflegewissenschaft in Osnabrück absolviert und 2018 erfolgreich abgeschlossen. Durch ihr Studium konnte sie eine Zusatzqualifikation der Pflegeberaterin erlangen. In derZukunft möchte sie ihren Akademisierungsgrad erweitern und ein Masterstudium mit den Schwerpunkten der Versorgungsforschung und -gestaltung beginnen.

Stefanie hat sich außerdem ehrenamtlich für die „Stimme der Pflege“ eingesetzt und für die erste Kammerwahl der Pflegekammer Niedersachsen im Jahr 2018 kandidiert. Sie konnte mit einem sehr guten Ergebnis für die Region, als Ersatzmitglied der ersten Kammerversammlung abschneiden.

Stefanie wird aufgrund ihrer anstehenden Hochzeit am 10.05.2019 ihren Mädchennamen ablegen und den Nachnamen Göcken tragen.

Für die Gesundheitsregion EUREGIO und das Projekt Dorfgemeinschaft 2.0 bringt Stefanie fachliche Expertise aus den Bereichen Gesundheit, Versorgung und Pflege mit und möchte somit ihre Erfahrung und Wissen zum positiven Nutzen für die Region bündeln. Aufgrund ihres Geburtsortes Bad Bentheim, der danach abgeschlossenen Ausbildung in Nordhorn und ihrer langjährigen Berufserfahrung im Emsland, hat Stefanie einen großen persönlichen Bezug zu den Regionen und freut sich darauf in Hinblick auf das Dorfgemeinschaftsprojekt 2.0, das Leben im ländlichen Bereich zum positiven Nutzen mitverändern und mitgestalten zu können.

Wir freuen uns auf die Verstärkung im Team.

Die Dorfgemeinschaft der Zukunft

Die Dorfgemeinschaft der Zukunft

Dorfgemeinschaft 2.0 heißt ein engagiertes Projekt im westlichen Niedersachsen. Das Ziel: Senioren in dünn besiedelten Gebieten ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, auch wenn Angehörige nicht immer in der Nähe wohnen.

Technische Hilfsmittel erleichtern das Leben in den eigenen vier Wänden, ein Lieferdienst bringt die Einkäufe bis zur Haustür und eine rollende Praxis hilft bei Krankheit: Wie die Digitalisierung das Leben in einer älterwerdenden Gesellschaft angenehmer machen kann, erprobt das Projekt „Dorfgemeinschaft 2.0“ im westlichen Niedersachsen. Für die vier Lebensräume Wohnen, Versorgung, Mobilität sowie Gesundheit und Pflege sollen Konzepte entwickelt werden, die später auch auf andere Regionen übertragen werden können. Neben sieben Kommunen aus der Grafschaft Bentheim und dem südlichen Emsland nehmen auch private Partner teil. Träger ist der in Nordhorn ansässige Verein Gesundheitsregion EUREGIO. 

Die an die Niederlande grenzende Region ist nur dünn besiedelt. Schon jetzt gibt es nicht mehr genügend Ärzte, der Weg zum nächsten Supermarkt ist für viele Menschen weit. Prognosen zufolge wird 2030 über die Hälfte der Einwohner über 45 Jahre alt sein. Die großen Entfernungen werden für die älterwerdende Gesellschaft zur Herausforderung. Eine Befragung vor dem Start des Projekts ergab: Die meisten Menschen in der Region halten die Infrastruktur zwar für unzureichend, wollen aber dennoch solange wie möglich im eigenen Zuhause wohnen bleiben.

Für Thomas Nerlinger, Projektleiter und Initiator der „Dorfgemeinschaft 2.0“, war klar: „Die Digitalisierung kann helfen, Brücken zwischen weit entfernt liegenden Akteuren zu bauen.“ Auf die Idee kam der 48-Jährige, als sein Vater vor einigen Jahren plötzlich verstarb und seine über 30 Kilometer entfernt lebende Mutter plötzlich alleine war. „Die Herausforderung für uns Kinder besteht darin, meiner Mutter auch auf die Entfernung ein selbstbestimmtes Leben in ihrer Wohnung im ersten Obergeschoss zu ermöglichen und dabei ein gutes Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit zu haben“, sagt er. Videokonferenzen, gemeinsames Chatten oder Teilen von Fotos gehören heute selbstverständlich zum Familienalltag. „Was bei uns geht, muss auch bei anderen funktionieren“, dachte sich Nerlinger. 

 Schnell fand er Partner für seine Idee in der Region, darunter auch die Universität und die Hochschule Osnabrück. Für die wissenschaftliche Begleitung des Projekts stehen rund 5 Millionen Euro aus dem Wettbewerb „Innovationen für Kommunen und Regionen im demografischen Wandel“ des Bundesforschungsministeriums zur Verfügung. Noch bis Oktober 2020 läuft die insgesamt fünfjährige Förderung. In der Samtgemeinde Emlichheim, eine der sieben Kommunen, gab es schon vorher ein Mehrgenerationenhaus mit Pflegestützpunkt, Seniorenbegleitung, Computerkursen und zahlreichen weiteren Angeboten für die ältere Generation. Das Problem: Manche werden nur zögerlich genutzt. Viele Menschen trauen sich offenbar nicht oder wissen gar nicht davon. So entstand die Idee, im Rahmen der „Dorfgemeinschaft 2.0“ ältere Einwohner ab 65 Jahren, die noch keinen Pflegegrad haben, zu Hause zu besuchen. In persönlichen Gesprächen sollten ihre Bedürfnisse erfragt und passgenaue Angebote vorgestellt werden. Die Resonanz war größer als erwartet: Von 2.500 Einwohnern, die die Gemeinde anschrieb, wollten über 270 besucht werden. Weil nur 75 an dem zeitlich begrenzten Projekt teilnehmen können, wird nun gelost. 

Über 40 sogenannte „präventive Hausbesuche“ hat die eigens engagierte studierte Pflegekraft Annika Paul schon absolviert. Die 26-Jährige stammt aus der Region und führt die Gespräche, wenn es nötig ist, auch auf Plattdeutsch. Die meisten Teilnehmer sind erfreut – so wie die Frau, die Paul zum Abschluss des Treffens einen Kuss auf die Wange gab: „Sie war unheimlich dankbar, dass ihr jemand zugehört hatte.“ In einem Zeitraum von zehn Monaten besucht die Fachfrau jeden Teilnehmer vier Mal. Anhand eines Fragebogens sammelt sie im ersten Gespräch Informationen zu Wohnsituation, Mobilität, Gesundheit und Familie. Beim nächsten Mal macht sie konkrete Vorschläge, um möglichen Problemen rechtzeitig zu begegnen. Hat der Betreffende Schmerzen, zeigt sie Übungen, um die Beweglichkeit zu verbessern. Fällt das Einkaufen schwer, verweist sie auf die örtliche Initiative „Mobiler Einkaufswagen“. Will sich der Teilnehmer technisch weiterbilden, empfiehlt sie Computerkurse im Mehrgenerationenhaus. Bei Treffen drei und vier überprüft Paul, ob die Vorschläge geholfen haben oder ob nachgebessert werden muss. Die Hochschule Osnabrück untersucht unter anderem, ob die Besuche am Ende tatsächlich dazu führen, dass die Menschen länger im eigenen Zuhause wohnen können. 

Das auf drei Jahre angelegte Teilprojekt wird größtenteils aus Fördermitteln finanziert, zum Teil aber auch aus der Gemeindekasse. „Es ist uns wichtig, unseren Senioren eine höhere Lebensqualität zu ermöglichen“, sagt Emlichheims Samtgemeinden-Bürgermeisterin Daniela Kösters. Auf lange Sicht sieht sie allerdings die Krankenkassen in der Pflicht: „Wenn die Hausbesuche tatsächlich einen messbaren Effekt haben, dann plädiere ich dafür, sie zur Kassenleistung zu machen.“ Ergibt sich bei den Gesprächen, dass Interesse an technischen Hilfsmitteln besteht, verweist Annika Paul auf ein Angebot in der rund 30 Kilometer entfernten Kreisstadt Nordhorn. Ein privater Partner der „Dorfgemeinschaft 2.0“, das Kommunikationsunternehmen Eno telecom, hat dort in einem Elektromarkt einen „Smart Home Showroom“ aufgebaut. Neben intelligentem Kühlschrank und ferngesteuerten Heizkörpern ist für Senioren besonders das digitale Pflegebett interessant. Es ist ausgerüstet mit einer Sensormatte, die Puls und Atmung des Patienten misst, einem Notfalltaster, der schnell Hilfe alarmieren kann, und mit Bewegungsmeldern, die online ein Lebenszeichen an Angehörige übermitteln. Noch sind die Berührungsängste mit diesen Produkten groß, gibt Projektleiter Rainer Büter zu. Etwa drei bis vier Mal die Woche würden Kunden einen Beratungstermin vereinbaren. Rund ein Viertel von ihnen entscheide sich für den Kauf einzelner Produkte und wagt damit den Schritt in das digitale Zuhause. 

Neben „präventiven Hausbesuchen“ und „Smart Home“ laufen in der Grafschaft Bentheim fast 30 weitere Teilprojekte: In der Gemeinde Ohne ist ein neuer Dorfladen im Aufbau. Ein Bürgerbus mit ehrenamtlichen Fahrern ist dort bereits unterwegs. In Neuenhaus wurde im alten Bahnhof ein Café eröffnet, das als Begegnungsstätte dient. Eine mobile Gesundheitsversorgung für die Region ist in der Entwicklung. Damit ist die „Dorfgemeinschaft 2.0“ längst nicht mehr nur ein digitales Projekt. „Wir haben im Laufe des Prozesses gemerkt, dass die technische und die soziale Innovation eng miteinander verbunden sind“, sagt Thomas Nerlinger. 

Herzstück des Projekts wird aber dennoch ein digitales Element: Der „virtuelle Dorfmarktplatz“ soll im Laufe des Jahres starten – eine App, in der zum einen alle angebotenen Dienstleistungen abrufbar sind und in der zum anderen Privatpersonen Mitfahrgelegenheiten oder andere Hilfeleistungen anbieten können. Aus Nerlingers Sicht ist die Übertragung der Dorfgemeinschaft der Zukunft auf andere Regionen ohne Weiteres möglich. „Letztlich hängt alles davon ab, ob die Bürger die Dienste nachfragen und die Finanzierung gesichert ist.“ Für weitere Details bleibt die wissenschaftliche Auswertung des Projekts abzuwarten.

Quelle: KOMMUNAL, Ausgabe April 2019 Seite 25 + Seite 26
Text / Michael Althaus
https://kommunal.de/dorfgemeinschaft-zukunft