Projekt „DaHeim – in Emlichheim“ endet im September

Das Kooperationsprojekt „DaHeim, Dank aufsuchender Hausbesuche eigenständig interaktiv mobil, – in Emlichheim“ (auf Plattdeutsch: „te Huus – in Emmelkamp“) wird in Zusammenarbeit der Senfkorn Mehrgenerationenhaus gGmbH und der Hochschule Osnabrück, Campus Lingen, bereits seit Oktober 2017 umgesetzt (https://www.hs-osnabrueck.de/dorf2/kooperationsprojekte/). Die Projektleitung erfolgt durch Melanie Breukelman, Geschäftsführerin des Senfkorn Mehrgenerationenhauses Emlichheim gGmbH und Prof. Dr. Stefanie Seeling, Professorin für Pflegewissenschaft an der Hochschule Osnabrück, Campus Lingen. Im Rahmen des Projektes werden Präventive Hausbesuche zur Vermeidung von Pflegebedürftigkeit durch das Senfkorn Mehrgenerationenhaus angeboten und deren Akzeptanz vonseiten der Hochschule Osnabrück, Campus Lingen, innerhalb des Verbundprojektes „Dorfgemeinschaft 2.0“ wissenschaftlich untersucht. Dieses Angebot und die wissenschaftliche Begleitforschung enden im September 2020. Die Abschlussveranstaltung findet am 16.09.2020 um 15:00 Uhr voraussichtlich überwiegend online statt; die weiteren Informationen finden Sie am Ende dieses Artikels.

Warum benötigen wir Versorgungsformen wie Präventive Hausbesuche?

Aufgrund des andauernden Fachkräftemangels und des demografischen Wandels müssen alternative Versorgungsformen der Bürgerinnen und Bürger innerhalb des Gesundheitssystems im ländlichen Raum konzipiert und implementiert werden, um eine ausreichende Gesundheitsversorgung sicherstellen zu können (SVR 2014). Der Deutsche Bundestag hat am 18.06.15 das Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention verabschiedet. Ziel ist, Krankheiten zu vermeiden, bevor sie entstehen (Deutscher Bundestag 2015). Der Wunsch so lange wie möglich im Zuhause wohnen zu bleiben wurde im Rahmen der 50+ Befragung als ein Hauptergebnis identifiziert. Des Weiteren konnte ein Wissensdefizit zum barrierefreien Wohnen identifiziert werden. Dieses Defizit sollte ausgebessert werden um Mobilität, auch im Sinne von geistiger Mobilität, zu erhalten. Gut 1/3 der Befragten sind interessiert durch eine akademisierte Pflegefachkraft gesundheitlich betreut zu werden (Seeling & Blotenberg 2017). Verschiedene Projekte in unterschiedlichen Kontexten deuten auf einen anhaltenden gesellschaftlichen Bedarf für und Interesse an Präventiven Hausbesuchen hin (Weidner 2004, Frommelt 2008). Diese Hausbesuche dienen u.a. zur Sturzprävention, der Vermeidung von Pflegedürftigkeit und damit zur Vermeidung eines Pflegeheimeinzugs (Luck et al. 2011). Somit zielen sie auf Prävention von sozialer Isolation bzw. Verwahrlosung.

Wären Präventive Hausbesuche eine Lösung für den ländlichen Raum?

Maike Naber (B.Sc.) führt die Hausbesuche durch
© Mehrgenerationenhaus Senfkorn

Anhand von Präventiven Hausbesuchen sollen Lücken in der Gesundheitsversorgung identifiziert werden. Auf dieser Grundlage wird im Projekt ein innovatives Versorgungskonzept zu Präventiven Hausbesuchen, als eine aufsuchende Beratung in der Häuslichkeit, entwickelt und erprobt. Dieses wird exemplarisch in einem ländlichen Raum, hier die Samtgemeinde Emlichheim, pilotiert. Das Projekt erforderte 36 Monate für die Durchführung. Es konnte dadurch das Angebot des Senfkorn Mehrgenerationshauses erweitert werden. Annika Paul (B.Sc.) und Maike Naber (B.Sc.) sind akademisch qualifizierte Pflegefachkräfte, die für die Durchführung der Hausbesuche eingestellt wurden. Zudem konnte eine Stelle für die Koordination geschaffen werden, deren Aufgaben Dita Meding (MGH) übernahm. Eine wissenschaftliche Begleitung, um verifizierbare Ergebnisse zu erfassen, erfolgte durch Britta Blotenberg (M.Sc.), wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hochschule Osnabrück, im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes „Dorfgemeinschaft 2.0 – Das Alter im ländlichen Raum hat Zukunft“ (Förderkennzeichen: 16SV7453), dessen Laufzeit bis April 2021 verlängert wurde. Der Aufbau eines regionalen Netzwerkes der Gesundheitsanbieter, der Ehrenämter, der Nachbarschaft (ggf. Aufbau neuer Kooperationspartnerschaften) wäre ebenfalls ein wünschenswertes Resultat.

Bei wem und wie wurden die Präventiven Hausbesuche durchgeführt?

Die Durchführung der Präventiven Hausbesuche erfolgt durch eine akademisch qualifizierte Pflegefachperson auf Bachelor Niveau, die beim Senfkorn Mehrgenerationenhaus angestellt ist. Sie kontaktierte die Senioren für insgesamt vier Besuche in einem Zeitraum von ca. 10 Monaten. Das Angebot wird für Senioren bereitgestellt, die älter als 65 Jahre sind, innerhalb der Samtgemeinde Emlichheim wohnen und bisher keine festgestellte Pflegebedürftigkeit nach SGB XI aufweisen. Die Pflegefachperson analysiert im Rahmen der Präventiven Hausbesuche u.a. die häusliche Situation, reagiert auf die individuelle Lebenssituation, gilt als Ansprechpartnerin und Koordinatorin präventiver Maßnahmen in der Häuslichkeit. Diese Leistungen sind nicht über die Versorgungsbedarfe nach SGB XI abgedeckt, da sie der Vorsorge und nicht der Pflegetherapie dienen. Die zentralen Aufgaben der Pflegefachkraft sind somit der Basisbesuch zur Einschätzung der individuellen Probleme und Risikofaktoren, die Entwicklung eines Versorgungskonzeptes und die Überprüfung und Begleitung der Empfehlungen.

In dem Projekt soll folgende Fragestellung beantwortet werden: „Welches Konzept Präventiver Hausbesuche muss zugrunde liegen, damit Senioren diese in Anspruch nehmen?“ Durch die wissenschaftliche Begleitforschung werden der Effekt und die Konzeption der Präventiven Hausbesuche evaluiert.

Was zeigen die bisherigen Ergebnisse?

Zu Projektstart Ende 2017/ Anfang 2018 wurden insgesamt 273 Interessenbekundungen zur Teilnahme an dem Projekt zurückgemeldet. Aufgrund der begrenzten finanziellen Mittel wurde per Zufall 75 Interessierten die Möglichkeiten gegeben an dem Projekt teilzunehmen. Die derzeitige Ergebnislage verdeutlicht die Wichtigkeit und Relevanz der Präventiven Hausbesuche. Bislang kamen in den Beratungen viele Themen zur Ansprache wie Bewegung, Ernährung, Umgang mit chronischen Krankheiten, digitale Hilfen, Mobilität, soziale Isolation, Gedächtnis, Wohnraumanpassung, Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht, die von den Teilnehmern angenommen und oft positiv umgesetzt wurden. Zudem wurden mit 15 per Zufall von den insgesamt 75 ausgewählten Studienteilnehmern Interviews geführt. Die ersten Ergebnisse zeigen, welch enges Vertrauensverhältnis zwischen den Teilnehmern und der Pflegefachkraft über das Angebot der Präventiven Hausbesuche aufgebaut werden konnte und welche positiven Auswirkungen die Beratungen auf das Wohlbefinden der Studienteilnehmer genommen haben. Allerdings konnte auch eine Ambivalenz der Teilnehmer festgestellt werden, da einige interessierte Bürgerinnen und Bürger zwar den Nutzen erkannten, sich jedoch weitestgehend zu selbstständig für eine Studienteilnahme bzw. einen längerfristigen Beratungsbedarf ansahen. Tipps wie das Ausfüllen oder Aktualisieren der Vorsorgevollmacht/ Patientenverfügung wurden dennoch dankend angenommen und umgesetzt.

Wie geht es weiter?

von links: Annika Paul (B.Sc.), Britta Blotenberg (M.Sc.), Prof. Dr. Stefanie Seeling, Dita Meding und Melanie Breukelman (MGH)
© Hochschule Osnabrück, Campus Lingen

Nach nun 3 Jahren Laufzeit endet die finanzielle Förderung des Projektes im September 2020. Die erfolgreiche Umsetzung des Projektes und der gelungenen Kooperation soll gefeiert werden. Im Rahmen der Abschlussveranstaltung werden die Ergebnisse des Projekts aus Sicht der Praxis und der Pflegewissenschaft präsentiert. Zu dieser Veranstaltung lädt das Projektteam alle Bürgerinnen und Bürger ein teilzunehmen, um einen Einblick zu erhalten inwieweit Prävention das Wohnen im eigenen Zuhause fördern kann. Aufgrund der derzeitigen Corona Pandemie wird eine Online Abschlussveranstaltung, und wenn möglich mit Gegebenheiten der persönlichen Zusammenkunft in den jeweiligen Gemeinden der Samtgemeinde Emlichheim -natürlich unter den bis dato herrschenden Vorgaben-, geplant.

Es ist uns als Projektteam überaus wichtig die Ergebnisse den Studienteilnehmern, den Bürgerinnen und Bürgern der Samtgemeinde Emlichheim, den regionalen Unterstützern des Projektes sowie den Geldgebern zu präsentieren und die Möglichkeit für einen Austausch zu bieten.

Die Abschlussveranstaltung findet am 16.09.2020 um 15:00 Uhr überwiegend in einer Online-Abschlussveranstaltung über Zoom (Anmeldefrist 15.09.2020, Voraussetzung ist eine E-Mail-Adresse) und wenn möglich mit Gegebenheiten der persönlichen Zusammenkunft in der Samtgemeinde Emlichheim, in den Gemeinden Emlichheim im Haus Ringerbrüggen und Hoogstede in der Grundschule (Anmeldefrist 28.08.2020), statt. Um Anmeldung beim Senfkorn Mehrgenerationenhaus per E-Mail unter info@mgh-senfkorn.de oder per Telefon unter 05943 98589-0 bei Frau Maike Naber oder Frau Dita Meding wird gebeten.

Wir freuen uns auf Sie!

Finanzierung:
Das Kooperationsprojekt „DaHeim – in Emlichheim“ wird finanziell gefördert durch LEADER Grafschaft Bentheim aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), das Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems aus dem Förderprogramm für Demografie-Projekte auf dem Gebiet der Metropolregion Nordwest und in Weser-Ems, gefördert durch das Land Niedersachsen, die Samtgemeinde Emlichheim und einem Eigenbeitrag der Senfkorn Mehrgenerationenhaus Emlichheim GmbH.

Ansprechpartnerin für diesen Artikel:
Britta Blotenberg (M.Sc.), E-Mail: b.blotenberg@hs-osnabrueck.de
Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Osnabrück, Campus Lingen

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